Einleitung

Die Biosphäre

Die Biosphäre bezeichnet die Gesamtheit aller mit Lebewesen besiedelten Schichten unserer Erde. Damit umfasst sie alle Lebensräume von Menschen, Tieren und Pflanzen bis hin zu kleinsten Mikroorganismen. Eine intakte Biosphäre führt zu überlebenswichtigen Prozessen: Luft und Wasser werden gereinigt, Krankheitserreger bekämpft, Pflanzen und Tiere vermehren sich. Menschliche Eingriffe durch beispielsweise Entwaldung bedrohen die Intaktheit der Biosphäre. 

Eine Mitarbeitende der GLS Bank steht in einem Feld vor einer Kürbispflanze. Sie hält gebückt einen Kürbis in der Hand und lächelt in die Kamera.

Biodiversität – die biologische Vielfalt der Arten, der Gene und der Lebensräume – ist sowohl ein wichtiger Indikator für eine intakte Natur als auch die Grundvoraussetzung für die Funktion von Ökosystemen. Je höher die Vielfalt des Lebens, desto lebendiger und resilienter die Natur. Jede Lebensform – vom Mikroorganismus über Insekten, Pilze und Pflanzen bis hin zu den Säugetieren – erfüllt ihre Aufgabe im komplexen Zusammenspiel der Natur. Ist die Biodiversität geschwächt, drohen nicht nur einmalige Lebensräume wie das Amazonasgebiet oder Korallenriffe zu kollabieren. Auch die überlebensnotwendige Aufzucht von Pflanzen und anderen Lebensformen für die Ernährung, die Reinigung von Luft, Wasser und Böden, die Sauerstoffproduktion und Schutz von z.B. Küsten sind gefährdet. Das menschliche Leben ist hochgradig abhängig von der Biodiversität. Irreparable Schäden bedrohen das Fundament an Arten, Genen und Lebensräumen, sowie den menschlichen Fortbestand auf dem Planeten Erde. Der Weltbiodiversitätsrat hat die fünf wichtigsten direkten Treiber für Biodiversitätsverlust identifiziert: Land-/Meeresnutzung durch den Menschen, direkte Ausbeutung natürlicher Ressourcen, Klimawandel, Verschmutzung & invasive gebietsfremde Arten. Um diesen entgegenzuwirken, müssen wir als Menschen unsere gesamte Art des Wirtschaftens überdenken.  

Eine intakte Biosphäre schützt vor invasiven Arten wie z.B. Krankheitserregern. In natürlichen Lebensräumen mit einer hohen Artenvielfalt breiten sich Krankheitserreger nur langsam unter den Wirten aus und benötigen somit mehr Zeit für genetische Anpassungen. Intensive Landwirtschaft, Massentierhaltung, Entwaldung und die Ausbreitung menschlicher Siedlungen schränken die natürlichen Lebensräume zunehmend ein. Ergo verbreiten sich Krankheitserreger unter den verbleibenden Arten umso intensiver. Schnell drohen sie komplette Ernten oder Viehbestände zu zerstören. Außerdem können bestimmte Krankheitserreger aufgrund der widrigen hygienischen Umstände und der unnatürlichen Nähe schnell auf den Menschen überspringen. Die Gesamtheit dieser Faktoren begünstigt den Übertrag von tierischen Krankheitserregern auf den Menschen und damit zukünftige Pandemien. Auch andere invasive Arten profitieren von eingeschränkten Lebensräumen mit einer geringen Biodiversität. 

Eine intakte und diverse Biosphäre ist produktiv: Bäume wachsen, Pflanzen tragen Früchte, Pilze sprießen aus dem Waldboden und Tiere vermehren sich. Damit ist eine gesunde Biosphäre auch eine Grundlage für eine hohe wirtschaftliche Produktivität und ermöglicht es uns Menschen erst, unsere Grundbedürfnisse zu befriedigen. Es ist fatal, dass selbst diese wirtschaftliche Sichtweise auf die Natur kein Umdenken einleitet und kurzfristiges Denken weiterhin zur Ausbeutung von Ressourcen führt. 
Im Folgenden fokussieren wir uns auf die Biodiversität als Grundvoraussetzung der Funktionen der Biosphäre. Der dramatisch voranschreitende Verlust an Biodiversität ist eine der bedrohlichsten Krisen der heutigen Zeit und bedarf daher besonderer Aufmerksamkeit. 

Die Biodiversität ist in Gefahr: Etwa eine Million Arten sind laut dem globalen Biodiversitätsrats bereits in den nächsten Jahrzehnten vom Aussterben bedroht und fast die Hälfte der natürlichen Lebensräume ist bereits gestört. Wissenschaftler*innen verweisen mit großer Vehemenz darauf, dass kein Spielraum (also Budget) für eine weitere Schädigung von Biodiversität und Ökosystemen vorhanden ist. So setzt sich das internationale Übereinkommen zur biologischen Vielfalt das Ziel, den Verlust bis 2030 auf Netto-Null zu reduzieren. Es wird  der sofortige Stopp jeglichen Verlusts und eine Netto-positive Bewirtschaftung bis 2030 gefordert. Klar ist: Es muss sofort gehandelt werden und dabei alle Stakeholder (also Interessensgruppen) mit einbezogen werden. Da jegliche wirtschaftliche Aktivität zum Nachteil der Natur stattfindet, müssen auch Anstrengungen zur Wiederherstellung von Ökosystemen unternommen werden.  

Unser Anspruch ist, dieses Budget bestmöglich zu schonen. In vielen Fällen schaffen wir dies bereits, sehen uns aber trotzdem in einigen Situationen mit Herausforderungen und Zielkonflikten konfrontiert diesem Anspruch gerecht zu werden. Daher berichten wir auch transparent darüber, wo wir noch besser werden können.

Im Schatten der Klimadebatte nimmt das Thema „Biodiversität“ zunehmend Fahrt auf. Zurecht. Doch was ist damit gemeint? Zunächst einmal bedeutet „Biodiversität“ nichts anderes als „biologische Vielfalt“ oder die „Vielfalt des Lebens“. Meist ist damit explizit die biologische Vielfalt von Genen, Arten und Ökosystemen gemeint. Wenn man sich tiefer in das Thema einliest, fällt schnell auf, dass Biodiversität oft im Zusammenhang mit Ökosystemen, Ökosystemfunktionen und Ökosystemleistungen genannt wird. Das klingt kompliziert? Ja, das ist es auch! Im Sinne der vereinfachten Lesbarkeit haben wir uns daher dazu entschieden, den Begriff Biodiversität synonym für die biologische Vielfalt, die beeinflussenden Faktoren und damit die Grundlage für die Funktion von Ökosystemen zu verwenden.  

Jegliche wirtschaftliche Aktivität hat negative Auswirkungen auf die Natur. In seinem Drang, die Natur nutzbar zu machen, stört bzw. zerstört der Mensch die natürlichen Ökosysteme. Wenn wir im Folgenden von destabilisierenden Einflüssen sprechen, beschreiben wir, durch welche Faktoren die Aktivitäten wesentliche negative Auswirkungen auf die Natur haben. Als stabilisierend bewerten wir solche Maßnahmen, die die negativen Auswirkungen wirtschaftlicher Aktivitäten verringern.

Ein Beispiel aus der Landwirtschaft: Ein ursprüngliches Feuchtgebiet wird entwässert und für die konventionelle Landwirtschaft umgenutzt. Damit einher geht der lokale Verlust von Biodiversität sowie degradierte Böden, damit erhöhte CO2-Emissionen und ein gestörter Wasserkreislauf. All das sind destabilisierende Einflüsse. Nun entscheidet sich ein*e Landwirt*in, die zuvor konventionell bewirtschaftete Fläche zukünftig biodynamisch zu pflegen. Noch immer ist die Fläche damit wirtschaftlich genutzt, hat also nach wie vor negative Auswirkungen. Allerdings reduziert sich der lokale Verlust von Biodiversität, die Bodenqualität nimmt zu, es wird weniger Lachgas emittiert und obendrein weniger Grundwasser entnommen. Außerdem werden keine chemisch-synthetischen Düngemittel und Pestizide mehr eingesetzt. Diese Maßnahme bewerten wir somit als stabilisierend, weil sie zu der Vision zum Leben im Einklang mit der Natur beiträgt.

Wie wir stabilisierend auf die Biosphäre wirken

Biodiversität im Bankbetrieb

Durch unsere tägliche Bankarbeit haben wir keine starken Auswirkungen auf die Biodiversität: Unsere Arbeitsstätten befinden sich ausschließlich in städtischen Ballungsgebieten, sodass für unsere Büroräume keine freien Flächen versiegelt oder Lebensräume zerstört werden mussten. Unser Verwaltungsgebäude in Bochum haben wir 2005 als Altbestand gekauft und unter Berücksichtigung hoher ökologischer Standards aufwändig saniert. Ein geteerter Parkplatz im Innenhof mit einer Größe von über 400 m² wurde entfernt. Die Fläche haben wir stattdessen entsiegelt und eine Gartenanlage mit Rasen und Teichanlage geschaffen. 

Die Standorte der GLS Bank befinden sich nicht in Schutzgebieten oder Gebieten mit hohem Biodiversitätswert.

Um die Auswirkungen der Gemeinschaftsverpflegung unserer Mitarbeitenden auf die Umwelt möglichst gering zu halten, verzichten wir seit jeher auf Fleisch aus konventioneller, industrieller Produktion und verwenden ausschließlich biologische und vorwiegend regionale und saisonale Lebensmittel. Mehr dazu können Sie auch in unserem Kapitel zur Landwirtschaft lesen.

Gleichzeitig achten wir auch auf die kleinen Dinge: Wir verwenden feste Seife, wassersparende Sanitäreinrichtungen und achten bei der Büroausstattung auf Nachhaltigkeitszertifikate.

Die GLS Bank wählt alle Lieferanten auch unter ökologischen Aspekten aus. Wir beschränken uns auf nationale (und in Einzelfällen auf europäische) Zulieferer und Auftragnehmer unter Beachtung der hohen nationalen bzw. europäischen ökologischen Anforderungen. In der Regel ist uns dies aber noch nicht genug und wir erwarten von unseren Lieferanten sowie von den über diese bezogenen Waren und Dienstleistungen ein besonders hohes Maß an ökologischer Qualität und Verantwortung. Dazu orientieren wir uns an anerkannten Umweltlabels, sowohl für die Lieferanten als auch für deren Waren.

Klimaschutz ist Artenschutz

Wer die Pariser Klimaziele ernst nimmt, trägt auch zum Schutz der von der Klimakrise gefährdeten Tiere und Pflanzen bei, die zurzeit unter den Folgen der Dürren, Hochwasser und der Hitzebelastung leiden und in rapidem Tempo aussterben. Alle unsere Maßnahmen, um die Klimakrise zu bekämpfen, tragen also auch zum Schutz und Erhalt der Biodiversität bei.

Biodiversität im Kerngeschäft

Die Biodiversität begreifen wir als wesentlichen Parameter unseres sozial-ökologischen Ansatzes. Bei der Kreditvergabe, den Eigenanlagen und im Wertpapiergeschäft berücksichtigen wir unterschiedliche Aspekte zur Biodiversität in Form von Positiv- wie auch Ausschlusskriterien.

Dabei ist uns bewusst, dass wirtschaftliche Aktivitäten mit einem Verlust dieser Vielfalt einhergehen. Der Neubau eines GLS Betriebskindergartens nimmt beispielsweise Fläche in Anspruch und versiegelt diese. Dem kann durch spezifische Aktivitäten entgegengewirkt werden, wie z. B. durch eine ökologische Gestaltung des Umfelds oder ökologische Ausgleichsmaßnahmen.
In Europa ist die durchschnittliche Populationsdichte beobachteter Arten bereits auf ein Drittel im Vergleich zu unbelasteten Ökosystemen gesunken. Global auf 2/3. Tendenz absteigend.1 

Wir finanzieren in der Branche Ernährung ausschließlich ökologische Landwirtschaftsbetriebe, welche keine chemisch-synthetischen Pestizide oder künstlichen Düngemittel einsetzen. Zudem schließen wir generell Finanzierungen der Massentierhaltung aus. Darüber hinaus existiert eine Vielzahl von Projekten, die das Ziel verfolgen, Lebensräume zu schützen oder wiederherzustellen.

Wir schließen durch unsere Anlage- und Finanzierungsgrundsätze Projekte mit massiver negativer Auswirkung auf Umwelt und Biodiversität aus. Damit verringern wir mögliche negative Auswirkungen durch Kreditvergaben wesentlich.

Wie unsere Anlage- und Finanzierungsgrundsätze auf die Biodiversität wirken

Um die Auswirkungen unseres Kerngeschäfts, also der Kreditvergabe, besser verstehen zu können, haben wir unser Kreditportfolio qualitativ auf destabilisierende (schwächende) und stabilisierende (stärkende) Einflüsse hin untersucht. Bisher sind wir noch nicht dazu im Stande, eine quantitative Aussage zu unserer Wirkung auf die Biodiversität zu treffen. Es gibt jedoch spannende Ansätze mit denen wir uns näher beschäftigen. Die Analyse hat u.a. ergeben, dass unsere Anlage- und Finanzierungsgrundsätze bereits ein wirkungsvolles Werkzeug sind, um stabilisierend auf Biodiversität und Ökosysteme zu wirken.

Der Weltbiodiversitätsrat2  hat fünf direkte Haupttreiber für den Verlust der biologischen Vielfalt identifiziert. Diese sind in abnehmender Relevanz:

  1. Die Land-, Meeres- und Süßwasserökosystemnutzung durch den Menschen, insbesondere Veränderungen in der Nutzung durch z.B. Neuerschließung von Gebieten durch Entwaldung. Von Menschen genutzte Gebiete stehen dem natürlichen Ökosystem nicht mehr bzw. nur noch eingeschränkt zur Verfügung und wirken sich u.a. auf die Lebensräume, Fortpflanzung und Migrationsbewegung von Arten aus.
  2. Die direkte Ausbeutung natürlicher Ressourcen durch z.B. Jagd, Fischerei, Sammeln von Wildkräutern, Wasserverbrauch, Sandabbau usw.
  3. Der Klimawandel ist dafür verantwortlich, dass sich lang etablierte Ökosysteme mit ihren Arten nicht den neuen Gegebenheiten (z.B. Trockenheit, Temperaturen, Überschwemmungen, Waldbrände) anpassen können.
  4. Verschmutzung von Luft, Boden und Wasser durch Emissionen und Abfälle. Vor allem neuartige Substanzen aus der chemisch-technischen Industrie haben massive Auswirkungen auf Arten. So können z.B. giftige Farbstoffe aus der Textilfärbung die Wasserqualität nachhaltig schädigen und die Gesundheit und Fortpflanzungsfähigkeit der Arten gefährden. Insbesondere der Kunststoffabfall ist global in jeder Höhenschicht nachweisbar. So findet sich Mikroplastik in Gletschern und auf dem Meeresgrund gleichermaßen, Flüsse und Meere befördern riesige Plastikansammlungen und Küstengebiete müssen regelmäßig von unserem Zivilisationsabfällen aufwendig befreit werden.
  5. Invasive gebietsfremde Arten, insbesondere die Einführung durch den Menschen aber auch natürliche Migration. Gebietsfremde Arten können massiv das Gleichgewicht von Ökosystemen stören, da sich die bestehenden Arten evolutionär nicht an die neuen Arten anpassen konnten. So können neue Predatoren, wie z.B. Katzen und Ratten in Neuseeland, die bodenbrütenden Vogelarten ausrotten oder invasive Pflanzen die Nährstoffe heimischen Arten wegnehmen.

Durch den Ausschluss von Atomenergie wirken wir vornehmlich stabilisierend auf den Treiber Verschmutzung. Vor allem im Zuge einer möglichen Havarie, wie bei der Nuklearkatastrophe von Fukushima, schädigt Atomkraft die Biosphäre. Zudem wird durch den Ausschluss vom Abbau von Uran einer Umnutzung von Land entgegengewirkt. Die GLS Bank wirkt also stabilisierend auf Landnutzung.

Die Energiegewinnung aus Kohle ist aus ökologischer Sicht in mehrfacher Hinsicht kritisch. So wirken wir stabilisierend auf die Landnutzung und die Ausbeutung von natürlichen Ressourcen (sehr hoher Wasserverbrauch) durch den Ausschluss vom Abbau von Kohle. Außerdem ist das Ausschlusskriterium ein bedeutender Beitrag zur Stabilisierung der globalen Erderwärmung (Treibhausgas-Emissionen) bzw. des Klimawandels sowie der Verschmutzung der Atmosphäre durch Nebenprodukte aus der Verbrennung.

Der Ausschluss von der Produktion sowie Verwendung von Bioziden und Pestiziden wirkt stabilisierend auf den Treiber Verschmutzung und hat auch Einfluss auf die Intensität der Landnutzung.

Gentechnisch modifizierte Arten sind als invasive gebietsfremde Arten zu werten. Insgesamt ist die Reduzierung auf wenige Arten mit sehr geringer genetischer Vielfalt in der konventionellen Landwirtschaft als äußerst kritisch einzustufen. Durch die geringe Vielfalt sind die Arten nicht dazu im Stande, sich an wechselnde Gegebenheiten wie den Klimawandel oder Schädlinge anzupassen. Die Pflanzen werden nicht nur durch den Einsatz von Gentechnik, sondern auch durch gezielte Züchtung in ihrer genetischen Vielfalt eingeschränkt. Deshalb wirkt die GLS Bank ebenfalls durch ihr Engagement in der Saatgutforschung stabilisierend auf die Biodiversität.

Chlororganische Produkte wirken negativ auf die Treiber Verschmutzung (sowohl durch Emissionen in der Produktion als auch durch die Entsorgung) sowie die Landnutzung und Ausbeutung natürlicher Ressourcen (Abbau Rohstoffe, Produktionsprozess). Durch den Ausschluss wirken wir stabilisierend auf die drei Treiber.

Die Massentierhaltung wirkt destabilisierend auf alle fünf Hauptreiber. Dabei muss die gesamte Lieferkette betrachtet werden. Je nach Quelle werden 60-70% der globalen Produktion von Feldfrüchten ausschließlich als Futtermittel verwendet. Insgesamt machen Weide- und Futtermittelanbauflächen 90% der landwirtschaftlichen Flächen aus (= 34% der gesamten Erdoberfläche). Die Folge: Riesige Ökosysteme, z.B. im Amazonasgebiet, werden umgewandelt durch z.B. Rodung und unter Einsatz von Bioziden, Pestiziden und Düngemittel Monokulturen, wie Soja und Mais, angebaut. Diese radikale Umnutzung von Land zahlt negativ auf Landnutzung ein. Oft werden auch Flüsse umgeleitet oder Feuchtgebiete trockengelegt, also findet eine Umnutzung von Süßwasserökosystemen statt. Zudem wird Wasser zur Bewässerung benötigt, also natürliche Ressourcen ausgebeutet. Die eingesetzten Chemikalien, Mineralien und Gülle sind als Verschmutzung zu werten. Obendrein emittieren Landwirtschaftsflächen mehr Treibhausgase als sie absorbieren. Schätzungen zufolge1 emittiert das Amazonasgebiet aufgrund von Entwaldung heute bereits ca. dreimal so viel CO2 wie es absorbiert. Hinzu kommen die Treibhausgasemissionen in Form von Methan und Stickstoffdioxid, welche pro Hektar 1.984 kg CO2e im Jahr verursachen. Die Auswirkungen auf den Klimawandel sind enorm. Außerdem wird durch den Anbau das Eindringen invasiver gebietsfremder Arten gefördert.

Die Logistik (Containerschiffe für Futtermitteltransport, LKW für Futtermittel- und Tiertransport) wirkt zudem destabilisierend auf Land- und Meeresnutzung (Straßenbau- und Containerschifffahrt), Klimawandel und Verschmutzung. Die Tierhaltung benötigt wiederum Fläche (Landnutzung), enorme Mengen an Wasser (Ausbeutung natürlicher Ressourcen), fördert Verschmutzung durch die produzierte Gülle, welche oftmals mit Antibiotika versetzt ist und emittiert CO2 durch die Beheizung der Ställe sowie Methangas (Klimawandel). Je nach Schätzung ist die Massentierhaltung für 14,5% bis hin zu 51% (gesamte Lieferkette) der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Bei der aktuellen Entwicklung würden allein die fünf größten Fleischproduzenten der Welt 2050 über 80% der erlaubten Treibhausgase zur Einhaltung des 1,5°C-Ziels emittiert haben.

Da wir als GLS Bank sowohl die Haltung als auch die Verarbeitung von Tieren bzw. tierischen Produkten aus der Massentierhaltung ausschließen, leisten wir einen bedeutenden Beitrag in der Stabilisierung der fünf Haupttreiber.

Durch den Ausschluss kontroverser Umweltpraktiken können wir z.B. der Entwaldung für den Anbau von Futtermitteln, der Tierhaltung oder Palmölproduktion entgegenwirken, also stabilisierend auf Landnutzung wirken. Zudem wirken wir mit diesem Kriterium der übermäßigen Ausbeutung natürlicher Ressourcen, dem Klimawandel und der Verschmutzung entgegen.

Unsere Anlage- und Finanzierungsgrundsätze definieren aber nicht nur Ausschlusskriterien, sondern ebenfalls Positivkriterien, also wie Unternehmen gestaltet sein sollten, um positiv wirken zu können. Auch diese haben eine stabilisierende Wirkung auf Biodiversität bzw. die fünf Haupttreiber. Im Gegensatz zu den Ausschlusskriterien, welche konsequent negative Branchen und Unternehmensführung aus dem Anlage- und Kreditportfolio raushält, müssen Unternehmen nicht alle Positivkriterien erfüllen, um aufgenommen zu werden. Sie sind somit eher als eine Art Kriterienkatalog und Grundlage für ein Gesprächsangebot an Firmenkund*innen zu verstehen.

In unserem Abschnitt zu destabilisierenden Einflüssen der GLS Bank auf die Biodiversität haben wir Bezug auf die destabilisierende Wirkung innerhalb der zukunftsweisenden sozial-ökologischen Geschäftsfelder (ausgenommen Mobilität) genommen, zeitgleich aber auch die stabilisierenden Einflüsse erläutert.

Ergänzend dazu erläutern wir hier die stabilisierende Wirkung durch eine nachhaltige Unternehmensführung, für welche wir verschiedene Positivkriterien definiert haben.

Grundsätzlich wirken die meisten Aspekte der nachhaltigen Unternehmensführung auf alle fünf Haupttreiber stabilisierend. Durch eine nachhaltig ausgerichtete Unternehmenspolitik finden (soziale und) ökologische Aspekte nicht nur eine besondere interne Aufmerksamkeit. Aufgrund des Stakeholder-Dialogs und der Transparenz fördert eine solche Ausrichtung ebenfalls den Austausch mit Externen.

Zu einer nachhaltigen Unternehmensführung zählen auch die ressourcenschonende Betriebsführung und Produktverantwortung.

Stabilisierend in Bezug auf Land- und Meeresnutzung wirkt dabei die längere Lebensdauer und Reparaturfähigkeit von Produkten. Denn so werden weniger Ressourcen verbraucht, also ebenfalls weniger neue Abbaugebiete für seltene Rohstoffe usw. erschlossen. Zeitgleich verringert eine verlängerte Nutzungsdauer den Logistikaufwand, was den Übersee-Containerschiffverkehr reduzieren kann. Gleich mehrere Kriterien wurden definiert, welche sich stabilisierend auf die Ausbeutung natürlicher Ressourcen auswirken. Eng verbunden damit sind reduzierte CO2 -Emissionen, was wiederum positiv auf den Klimawandel einzahlt und eine verringerte Verschmutzung, sowohl hinsichtlich von Emissionen als auch Feststoffabfällen.

Gezielte Finanzierung ökologischer Landwirtschaft

Wir finanzieren seit unserer Gründung 1974 gezielt den Ausbau ökologischer Landwirtschaft. Denn wir sind der Meinung, dass es nur mit der ökologischen Landwirtschaft gelingen kann, unsere Lebensgrundlangen wie Boden und Wasser zu schützen.
In unserem Zukunftsbild für die Branche Ernährung haben wir daher definiert, nach welchem Zielbild wir mit unseren Finanzierungen streben: Unser Zukunftsbild für die Landwirtschaft besteht aus den Qualitäten regionale Wertschöpfung, faire Partnerschaften, gesunde Ernährung und Innovation – und natürlich einer Bio-Zertifizierung für alle landwirtschaftlichen Höfe.

Man sieht eine Hand, die eine Pflanze berührt.
Foto: Gesche Jäger

Wie wirken wir?

Im Jahr 2022 hat die GLS Bank 443 Mio. Euro (+28,5 %) in Naturkost und ökologische Landwirtschaft investiert. Die 2022 finanzierten Höfe bewirtschaften über 10.500 Hektar Ackerfläche und planen zu 50 % eine Flächenausdehnung innerhalb der nächsten 1 – 3 Jahre. Regionale Wertschöpfung steht dabei für alle im Vordergrund – drei von fünf der zertifizierten Bio-Betriebe versteht darunter sogar einen Umkreis von maximal 70 Kilometern. Die hohe Bedeutung des Ökolandbaus belegen Studien regelmäßig. Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) zitiert 2019 die bis dato umfassendste Metastudie zur Artenvielfalt: „Im Mittel lagen die Artenzahlen der Ackerflora bei Öko-Bewirtschaftung um 95 %, bei den Feldvögeln um 35 % höher“ als bei konventionellem Anbau.

Über unsere Zukunftsstiftung Landwirtschaft fördern wir seit 20 Jahren gemeinnützige Projekte, insbesondere die ökologische Saatgutzüchtung, mit jährlich über 2 Millionen Euro. Die Züchtung einer Sorte dauert bis zu 10 Jahre. Die ökologischen Alternativen vermeiden jedoch die gängige Hybridzüchtung oder gentechnische Verfahren, die meist einhergehen mit der Behandlung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln.

Ökologische Landwirtschaft bedeutet nicht nur einen umweltverträglicheren Anbau von Lebensmitteln und Rohstoffen, sondern auch die Erhaltung und Pflege von Kulturlandschaften. Durch die Beweidung von Wiesen werden diese vor einer Verwaldung geschützt und bleiben somit Heimat von verschiedenen Insekten, Vögeln und Wildtieren. Auch birgt eine Beweidung mit ausreichend Platz für die Weidetiere den Vorteil, dass dem Boden zusätzlicher und vor allem natürlicher Dünger zukommt und die Huftritte der Tiere den Boden lockern sowie das Pflanzenwachstum anregen.

Ausschluss konventioneller Landwirtschaft aus dem Kreditgeschäft

Wir finanzieren zu 0 Prozent konventionelle Landwirtschaft.

Der Einsatz von chemisch-synthetischen Spritz- und Düngemitteln ist die Hauptursache von Bodenunfruchtbarkeit und dem Artensterben im ländlichen Raum. Wir schließen Investitionen in die konventionelle Landwirtschaft, die mit Pestiziden und künstlichen Düngemitteln arbeitet, durch unsere strengen Anlage- und Finanzierungsgrundsätze aus.

True Cost Accounting

Lebensmittel verdienen einen Wert und keinen Preis.

Die GLS Bank setzt sich dafür ein, Umweltschäden in der Preisbildung von Produkten einzubeziehen.

Gemeinsam mit der GLS Treuhand hat die GLS Bank bereits 2017 bei Soil & More eine Gesamtkostenanalyse durchgeführt, die die Erfolgsrechnung von drei biologisch wirtschaftenden Höfen und konventionellen Vergleichsbetrieben um die Faktoren CO2-Emissionen, CO2-Bindung, Wasserverbrauch und -verschmutzung, Erosion, Bodenaufbau, Biodiversität, Energieverbräuche, Transport der Waren zu Verbraucher*innen, Bildungsarbeit und Gesundheit ergänzt. Im Ergebnis erwirtschaften die Biobetriebe durchschnittlich einen positiven Nettonutzen in Höhe von rund 720 Euro pro Hektar, wohingegen die konventionellen Vergleichsbetriebe auf Nettokosten in Höhe von durchschnittlich 3.670 Euro pro Hektar kommen. Die bewertete Differenz liegt somit bei fast 4.400 Euro pro Hektar. Aus einer gesamtgesellschaftlichen Kostenperspektive wäre demnach kaum ein konventioneller Landwirtschaftsbetrieb rentabel. Anhand dieser Ergebnisse setzen wir uns dafür ein, dass Ansätze wie der von True Cost Accounting zum Standard werden, damit die gesamtgesellschaftliche Wirkung von Unternehmen unter Einbezug sämtlicher Kosten bemessen und ihre Performance auch unter Berücksichtigung von sozial-ökologischen Faktoren bewertet wird. Nur unter dieser ganzheitlichen Perspektive können externe Kosten wie CO2-Emissionen, Wasserverschmutzung, Bodenerosion und vieles mehr eingepreist werden, sodass Unternehmen diese negativen Einflüsse in ihren Entscheidungen berücksichtigen. Hierzu sind wir enge Partner mit der True Cost Accounting Initiative und entwickeln den vielversprechenden Ansatz weiter.

Politischer Wandel

Die konventionelle Landwirtschaft führt zu einer massiven Verarmung der Lebensräume, der biologischen Vielfalt und der Bodenfruchtbarkeit. Umweltschäden durch Spritz- und Düngemittel müssen ihren Preis bekommen. Politisch setzt sich die GLS Bank seit 2017 für eine Abgabe auf Spritz- und Düngemittel ein. 2020 haben wir u.a. gemeinsam mit Greenpeace, dem WWF, der DUH und Bioland eine Machbarkeitsstudie für die Einführung einer Pestizidabgabe durchführen lassen. Diese untersucht auf Grundlage des bewährten dänischen Modells, wie eine Pestizidabgabe in Deutschland sinnvoll ausgestaltet werden könnte. Die Ergebnisse wurden Anfang 2021 vorgestellt und sollen Impulse für nationale und europäische Reformen geben.
Gleichzeitig wurde mit den Ergebnissen ein öffentliches Bewusstsein geschaffen, um eine Abgabe auf Spritz- und Düngemittel auf die politische Agenda zu bringen.

Man sieht eine Mappe, mit der Aufschrift "Ackergifte? Nein danke!". Im Zentrum des Aufklebers ist eine Cartoon-Biene zu sehen. Die Mappe wird von einer Person gehalten.

Weiterhin engagiert sich die GLS Bank aktiv an zivilgesellschaftlichen Protesten, die einen bewussten Umgang mit unserem Planeten fordern. Wir machen mobil und sind aktiv dabei auf den Klimastreiks von Fridays-For-Future und unterstützen die Demonstration „Wir haben es satt!“ in Berlin. Hier hat sich die GLS Bank immer wieder für eine Agrarwende starkgemacht: gegen das Bauernsterben in ländlichen Gebieten, gegen die Grundwasserverschmutzung, gegen das Artensterben und generell für gesunde, biologische Lebensmittel sowie eine nachhaltige, bodenschonende Landwirtschaft.

Die GLS Bank ist Mitglied in 12 verschiedenen Initiativen für die Agrarwende. Mit dem Bündnis für enkeltaugliche Landwirtschaft unterstützen wir die Kampagne „Ackergifte? Nein danke!“ und die empirische Forschung über die Verbreitung von Pestiziden. Hier hat die GLS Bank 2020 als Teil des Bündnisses für enkeltaugliche Landwirtschaft die erste Studie ihrer Art initiiert, den Pestizidgehalt mit Passivsammlern zu erfassen. Die Ergebnisse zeigen deutlich: Es gibt nahezu keinen Ort in Deutschland, an dem keine Pestizide nachgewiesen werden konnten. Die Annahme, dass Pestizide nur lokal am Ausbringungsort wirken, ist somit hinfällig. Der Pestizidgehalt in Luft und Wasser ist deutlich höher als bislang angenommen.

Wie wir destabilisierend auf die Biosphäre wirken

Ressourcenverbrauch

Die GLS Gruppe produziert keinen gefährlichen Abfall. Vor allem im Büro nutzen wir Ressourcen wie Strom und Papier. 2022 verbrauchten wir 35,5 Tonnen Papier. 99% sind Recyclingpapier und mit dem Blauen Engel zertifiziert. Damit nehmen wir weniger Naturfläche in Anspruch, als würde unser Papier aus Holzfrischfasern hergestellt werden.

Der Entsorgungsweg „Verwertung“ steht für Sammlung und Verwertung aus den Wertstofftonnen nach den Regeln des dualen Entsorgungssystems. Überwiegend durch Rückführung der Wertstoffe in die Stoffkreisläufe und zu geringeren Anteilen in eine Verbrennung oder die Herstellung von Ersatzbrennstoffen.
 

Fast alle bezogenen Waren und Dienstleistungen sind mit negativen ökologischen Auswirkungen verbunden. Das gilt bspw. für den Energieverbrauch für deren Erstellung, Verpackung, Transport etc. Unseren ökologischen „Fußabdruck“ in Form von CO2-Emissionen versuchen wir möglichst gering zu halten, indem wir verantwortungsbewusst einkaufen und die ökologischen Auswirkungen bei allen Bestellungen bewerten und berücksichtigen. Nicht vermeidbare CO2-Emissionen gleichen wir durch den Bezug von Carbon Credits nach dem Gold Standard aus.

Eine Grafik, die den Papierverbrauch der GLS Bank 2022 in kg darstellt. Der Großteil ist Recyclingpapier, ein schwindend geringer Anteil ist anderes Papier.
Die Grafik stellt den Papierverbrauch verteilt auf die Jahre 2019 bis 2022 dar.
Die Tabelle bildet das Abfallvolumen im Jahresvergleich 2019-2022 und nach Art dar. Der Großteil stammt von Papiermüll, gefolgt von Restmüll.
Die Tabelle stellt das Abfallvolumen der GLS Bank 2022 nach Arten und Entsorgungsweg dar.

Die erste plastikfreie Holzkarte

Wir bringen die erste plastikfreie Holzkarte auf den Markt. Das Besondere: sie ist zu über 90 Prozent auf Holz basiert und mit einem Bio-Klebstoff verklebt ist. Die üblicherweise eingesetzten Karten enthalten neben den Holz- auch Zwischenlagen aus Kunststoff. Weitere Elemente wie Antenne, Chip, Magnetstreifen und Maestro-Logo müssen auch bei der Holzkarte aus funktionalen und regulatorischen Gründen in ihrer herkömmlichen Form verwendet werden. Das Holz stammt aus nachhaltig bewirtschafteten und FSC-zertifizierten Wäldern in der EU und der Schweiz. Die erste Charge der Holzkarte besteht aus Ahorn. Künftig werden aber auch andere heimische Holzarten, wie beispielsweise Kirschholz, genutzt. Hergestellt wird die neue Holzkarte der GLS Bank von der DG Nexolution, der Raiffeisen Druckerei und der Swiss Wood Solutions AG.

Eine Hand hält die Holz-Bankkarte der GLS Bank. Im Hintergrund sind die Blätter einer Pflanze zu sehen.

Einflüsse unserer Branchen auf die Biodiversität

Ernährung ist ein Grundbedürfnis – dessen Befriedigung oder aber die Produktion von Nahrungsmitteln dafür jedoch ressourcenaufwändig und emissionsstark. Auch die ökologische Landwirtschaft beansprucht Fläche. Fläche, die somit nicht für natürliche Ökosysteme zur Verfügung steht und Lebensraum und Bewegungsradius wildlebender Arten einschränkt. Kritiker*innen der ökologischen Transformation der Landwirtschaft monieren zudem, dass der Ertrag je Hektar geringer sei als bei konventioneller Bewirtschaftung. Die negativen Auswirkungen durch Landnutzung und -umnutzung durch ökologische Landwirtschaft sind in Realität aber weitaus geringer als bei konventioneller Landwirtschaft. Biohöfe sind oft so gestaltet, dass sie Rückzugsorte für wildlebende Arten bieten. Zudem werden die Böden nachhaltig bewirtschaftet. Gute Boden-Ökosysteme halten Nährstoffe, filtern Wasser und wirken als Saugkörper für Wasser, was Fluten und deren Folgen verhindern oder zumindest abmildern kann.

Gut bewirtschaftete Böden fördern vor allem eine hohe Biodiversität von Klein- und Kleinstlebewesen und helfen damit nicht nur bei der Kontrolle von Schädlingen und Krankheiten. Sie absorbieren Treibhausgase und können Landrutsche verhindern.4 Dadurch kann eine Fläche dauerhaft landwirtschaftlich genutzt werden und verkommt nicht zu Ödland, wie bei konventioneller Bewirtschaftung. Langfristig gesehen, benötigt die ökologische Landwirtschaft somit weniger Fläche. Zudem werden derzeit rund 57% der landwirtschaftlichen Flächen exklusiv für den Futtermittelanbau verwendet. Massentierhaltung ist der Hauptgrund für Flächenkonkurrenz. Die GLS Bank schließt Massentierhaltung in den Anlage- und Finanzierungsgrundsätzen kategorisch aus.

Hinzu kommt, dass die Verschmutzung von Böden und Wasser durch den Ausschluss chemisch-synthetischer Pestizide und mineralischer Dünger weitaus geringer ist als bei konventioneller Landwirtschaft. Ein vollständiger Ausschluss der Verschmutzung ist jedoch nicht möglich. Einige wenige Bio-Landwirte nutzen Kupfer zur Schädlingsbekämpfung. Zudem können Ölrückstände von Landwirtschaftsmaschinen und Reifenabtrieb geringe Schäden verursachen.

Landwirtschaft geht in der Regel mit einem hohen Wasserverbrauch und Treibhausgasemissionen einher. Die emittierten Treibhausgase durch ökologische Landwirtschaft sind pro Hektar durchschnittlich um 1.750 kg CO2e5 geringer als bei konventioneller Bewirtschaftung.

Unter „Nachhaltige Wirtschaft“ fassen wir ein breites Spektrum unterschiedlichster Unternehmen zusammen. Die einen produzieren, andere beteiligen sich an der Mobilitätswende, wieder andere beraten oder bieten Freizeitaktivitäten an und so weiter. Allen gemein ist, dass sie einen sozial-ökologischen Mehrwert leisten. Welche konkreten Auswirkungen die Branche auf die Biodiversität hat, lässt sich qualitativ jedoch nur schwer ermitteln. Grundsätzlich stehen Lieferketten, Abfälle und Emissionen in Produktion sowie Logistik, die Nachhaltigkeit der Immobilien, die Langlebigkeit von Produkten und ihre Recyclingfähigkeit im Fokus.

Durch die Anlage- und Finanzierungsgrundsätze schließen wir die Produktion von chlororganischen Massenprodukten aus und zeigen kontroversem Umweltverhalten, wie z.B. dem Raubbau an der Natur, die Rote Karte. Dafür bevorzugen wir eine ressourcenschonende Betriebsführung und freiwillige Produktverantwortung.

Von der Rohstoffgewinnung über den Bau bis hin zur Nutzung: Immobilien haben signifikante Auswirkungen auf Ökosysteme und gefährden damit die Biodiversität5. Bei vielen von uns sind zunächst die Prozesse, welche zur Errichtung eines neuen Gebäudes führen, mit Bildern verbunden, die die hohe Umweltbelastung durch Immobilien erahnen lassen. Da wäre der Steinbruch, der sich wie ein Krater immer tiefer in die Landschaft gräbt. Oder die Abfälle und Emissionen durch Baustellen. Neue Fundamente versiegeln den Boden dauerhaft und entziehen die Fläche damit der Tier- und Pflanzenwelt. Deshalb sind Neubaugebiete aus ökologischer Sicht besonders kritisch zu betrachten. Noch immer ist es in Deutschland legal, Moore und Feuchtgebiete für Bauvorhaben trockenzulegen. Die negativen Auswirkungen von Immobilien setzen sich im Betrieb fort. Aufgrund der Dauer der Nutzung übersteigen diese sogar in Summe die der vorherigen Prozessstufen.6 Durch Beheizung mit fossilen Brennstoffen wird CO2 freigesetzt und die Luft verschmutzt. Für die Haushalte wird Grundwasser entnommen. Licht und Lärm sorgen für zusätzliche Störungen. Wie können wir also einen stabilisierenden Einfluss auf die Biodiversität in der Branche „Wohnen“ erreichen?

Zum einen ist die Politik gefragt. Wildtierkorridore im urbanen Raum und mehr grüne Flächen sind genauso Teil in der Planung der EU-Biodiversitätsstrategie7 wie ein mögliches Verbot der Trockenlegung von Mooren und Feuchtgebieten. Aber auch das Bauvorhaben selbst kann viel bewegen. So können nachhaltige Baumaterialien wie Holz auch für hohe Gebäude zum Einsatz kommen. Eine gute Isolierung reduziert den Energieverbrauch, ein intelligentes Beleuchtungssystem die Lichtverschmutzung. Zudem sorgen umsichtig gestaltete Grünanlagen, Dach- und Fassadenbegrünung, Totholzecken, Streuobstwiesen und Insektenhotels für neuen Lebensraum und ermöglichen einen höheren Bewegungsradius von Arten. Regenwasserspeicher helfen dabei, die Grundwasserentnahme geringer zu halten. So wurden die GLS-Wohnfinanzierungen 2022 im Mittelwert zu 48 % für nachhaltige Baumaßnahmen aufgewendet. 18 % der Projekte haben sogar die gesamte Summe dafür genutzt. Insgesamt fördern vier von fünf Wohnprojekten Klima- und Umweltschutz durch gezielte Maßnahmen. Ungefähr die Hälfte bemüht sich um die Verringerung der Flächenversieglung.

Mit dem nWert-Gutachten ermittelt die GLS Immowert die Nachhaltigkeit von Bauprojekten. Damit haben Kund*innen die Möglichkeit, bereits früh im Planungsprozess ein Verständnis für ökologische Auswirkungen zu erlangen und es werden Lösungsansätze aufgezeigt. Aufgrund der Anlage- und Finanzierungsgrundsätze werden baubiologische Werkstoffe sowie Projekte mit positiver Energiebilanz und möglichst geringem Primärenergieverbrauch bevorzugt.
 

Klimawandel und Biodiversität sind untrennbar miteinander verbunden. Dieser Zusammenhang wurde Februar 2022 erneut durch den sechsten Sachstandsbericht der zweiten Arbeitsgruppe des Weltklimarats bestätigt8. Deshalb ist unser Ziel „100 % Erneuerbare Energien“ auch ein Beitrag zum Schutz der Vielfalt des Lebens. Dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass die Produktion von Photovoltaik-Anlagen, Windrädern und auch Speichersystemen ressourcenaufwendig ist und vor allem im Zusammenhang mit den notwendigen seltenen Erden kontroverses Umweltverhalten in den Lieferketten nicht ausgeschlossen werden kann. Auch die Langlebigkeit und Recyclingfähigkeit sind zu beachten.

Windenergie
Die potenziellen negativen Auswirkungen von Windkraft auf die Biodiversität sind bei Errichtung und Betrieb primär vom Standort abhängig. Kritisch zu beurteilen sind Umleitungen von Flüssen für die Schaffung eines Standorts oder die Errichtung im Wald. Auch die GLS Bank hat ein Projekt mit drei Windrädern im Wald finanziert. Denn nicht immer ist es möglich, einen alternativen Standort zu finden, auch aufgrund von politischen Entscheidungen wie der 1.000-Meter-Abstandsregel in mehreren Bundesländern. Die Alternative wäre kein Windenergieprojekt und damit keine dezentrale, erneuerbare Energiequelle vor Ort.
Im Übrigen: Vogel- und Fledermausschutz ist technisch lösbar. In Deutschland werden Windkraftanlagen in der Nähe geschützter Vogelarten per Gesetz mit Schutzvorrichtungen ausgestattet, um Kollisionen zu vermeiden.

Photovoltaik (PV)
PV-Anlagen brauchen vor allem eins: Fläche. Daher stellt sich zwangsläufig die Frage, ob durch diese Landnutzung die Biodiversität gefährdet wird. Hier muss eine Einzelfallbetrachtung vorgenommen werden. Wird ursprünglich konventionell landwirtschaftlich genutzte Fläche in einen Solarpark umgewandelt, können mit entsprechender Pflege neue Lebensräume entstehen9. Vor allem mittelgroße Solarparks können somit in stark landwirtschaftlich geprägten Gegenden einen neuen Rückzugsort für Wildtiere und Pflanzen darstellen. Die GLS Bank hat sich dazu entschieden, Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen unter gewissen Bedingungen zu finanzieren. Der eigens hierfür entwickelte Kriterienkatalog bezieht unter anderem Aspekte der Flächenkonkurrenz, ökologisches Aufwertungspotenzial der Fläche, und Bürger*innenbeteiligung mit ein. Ehemalige Konversionsflächen sehen wir generell als geeignet an. Nur 7 % unserer PV-Projekte wurden 2022 auf Freiflächen umgesetzt.
Langfristig müssen Strategien umgesetzt werden, Flächen hybrid zu nutzen, also urbanen Raum, Straßen und auch landwirtschaftliche Flächen so mit Solarmodulen auszustatten, dass die notwendige Energie erzeugt werden kann. Noch fehlen aber auf 89 % der geeigneten Dächer in Deutschland PV-Anlagen10. Die GLS Bank hat deshalb 2021 eine neue Offensive zur Installation von PV auf bestehenden Dachflächen von Unternehmen gestartet. So wurden 93 % aller durch die GLS Bank finanzierten PV-Anlagen 2022 auf Dächern installiert. 
 

Die negativsten Auswirkungen der Branche „Soziales & Gesundheit“ auf die Biodiversität gehen, genau wie bei „Wohnen“, von der Immobilie selbst aus. Erfreulich ist dahingehend, dass die Immobilien im Schnitt einen nWert von 62,6 erhalten haben, was der Einstufung „gut“ entspricht. Zudem boten 100 % ihren Bewohner*innen und Nutzer*innen regionale Lebensmittel an.

Auch die Branche „Bildung & Kultur“ verursacht hauptsächlich durch die Immobilien selbst negative Auswirkungen auf die Biodiversität. Beim nWert-Gutachten schnitten die Immobilien durchschnittlich mit 61,9 ab, was der Einstufung „gut“ entspricht. Zudem bezogen 83 % der Einrichtungen ausschließlich Ökostrom. Über 90 % gaben an rein auf biologische sowie biologische und regionale Lebensmittel in ihrem Essensangebot zurückzugreifen.

Die größte positive Wirkung im Bereich Biodiversität können Bildungs- und Kultureinrichtungen durch die Vermittlung von Naturerfahrung und -bildung erreichen. Denn wer die Natur zu schätzen weiß, wird sich eher berufen fühlen, auch alles für ihren Schutz zu geben.

Was von außen stabilisierend auf die Biosphäre wirkt

Aufmerksamkeit auf das Artensterben

Die zunehmende Aufmerksamkeit auf das Artensterben fordert Unternehmen und Banken dazu auf, über ihre Wirkung auf die Biodiversität zu berichten und sie zu hinterfragen. Auch, wenn wir mit unseren Anlage- und Finanzierungsgrundsätzen und der sozial-ökologischen Ausrichtung unserer Branchen im Vergleich zu konventionellen Banken erheblich weniger zum Biodiversitätsverlust beitragen, können wir uns von diesem nicht freisprechen. Der Bau von neuen Wohnhäusern und Produktionsanlagen kann mit Flächenversiegelung einhergehen und eingesetzte Chemikalien und Metalle für Windturbinen können ebenso die Biodiversität negativ beeinflussen.  

EU Farm-to-Fork und Biodiversitätsstrategie

Die EU Farm-to-Fork und Biodiversitätsstrategie fordert einen Systemwandel der europäischen Landwirtschaft und setzt engagierte Minderungsziele für beispielsweise die Pestizidausbringung. Durch diese politische Neuausrichtung fühlen wir uns bestärkt und verleihen unserem politischen Engagement für eine Agrarwende noch mehr Nachdruck. Politische Rahmenbedingungen, die helfen, dass mehr Landwirt*innen von konventionell zu Bio umstellen, werden dringend benötigt. Diese Transformationsprozesse können wir als Bank finanziell und mit unseren Erfahrungen fachlich begleiten.

Null-Schadstoff-Aktionsplan der EU

Die EU plant die Durchsetzung des weltweit ambitioniertesten Gesetzes zur Reduzierung der Verschmutzung durch Chemikalien. Die Bemühungen sind Teil des Null-Schadstoff-Aktionsplans, um die Schadstofffreiheit von Luft, Wasser und Böden bis 2050 zu erreichen. Verschmutzung ist einer der fünf Haupttreiber für den Verlust von Biodiversität.

Gesetzesentwurf für entwaldungsfreie Produkte der EU

Während der COP26 der Weltklimakonferenz in Glasgow, Schottland, wurde ein Gesetzesentwurf zur Reduzierung der Auswirkungen der EU auf Walddegradierung und Entwaldung vorgelegt. Damit sollen vor allem Lieferketten unterbrochen werden, welche die Umwandlung von Waldfläche für z.B. den Futtermittelanbau oder die nicht-nachhaltige Palmölproduktion fördern. Sollte dieses Gesetz durchgesetzt werden, wäre das ein bedeutender Beitrag für den Schutz von Biodiversität und Ökosystemen.

Was von außen destabilisierend auf die Biosphäre wirkt

Massensterben der Arten bedroht Lebensgrundlagen

Der fortschreitende Biodiversitätsverlust führt dazu, dass Böden nicht mehr fruchtbar sind und keine Nahrungsmittel mehr angebaut werden können, dass Blüten nicht mehr bestäubt werden, oder dass Produktionsmittel nicht mehr zur Verfügung stehen. All diese Folgen und noch viele weitere können unter dem Begriff „Biodiversitätsrisiken“ zusammengefasst werden. Das schwächer werdende Fundament der Biodiversität führt zu unwiederbringlichen Artenverlusten und auch zu immensen wirtschaftlichen Schäden.

Um einen Zusammenbruch des Wirtschaftssystems zu verhindern muss daher die Biodiversität geschützt werden. Gleichzeitig müssen Unternehmen darauf vorbereitet werden, welche künftigen Risiken wie Produktionsschwierigkeiten auf sie zukommen könnten. Als Bank müssen wir daher noch genauer hinschauen und mit unseren Kund*innen gemeinsam ihre individuelle Wirkung auf den Schutz der Arten verbessern und zukünftige Risiken vorbeugen.

EU-GAP und die verpasste Chance in der Agrarwende

Die europäische Gemeinsame Agrarpolitik (kurz: GAP) gibt immense Summen an Fördergeldern für die Landwirtschaft aus - ohne die viele Höfe nicht überleben könnten. Leider verpasst die GAP mit jeder Novelle die so notwendige Agrarwende voranzutreiben. Nach wie vor wird vor allem die Fläche subventioniert und nicht die Leistung für Umweltmaßnahmen. Stattdessen werden Landwirt*innen mit Förderzahlungen dazu angehalten, große Monokulturen zu bewirtschaften, naturschädigende Pestizide einzusetzen und somit die eigene Bewirtschaftungsgrundlage - die intakte Natur - zu zerstören. Dieses Missverhältnis von einer Bewirtschaftungsweise, die wir wollen und brauchen, und der Bewirtschaftungsweise, die finanziell gefördert wird, treibt uns an, uns weiterhin und umso stärker für die Agrarwende einzusetzen. Gleichzeitig ist die GAP und die immer noch prominente konventionelle Landwirtschaft Ursache für den Biodiversitätsverlust, für Bodenerosion und -unfruchtbarkeit. Damit betrifft sie auch die ökologisch wirtschaftenden Landwirte, deren natürliche Grundlage mitgeschädigt wird. Das wirkt sich auch auf uns als Bank und im Rahmen unserer Finanzierungen aus.

Gleichzeitig ist die GAP und die immer noch prominente konventionelle Landwirtschaft Ursache für den Biodiversitätsverlust, für Bodenerosion und -unfruchtbarkeit. Damit betrifft sie auch die ökologisch wirtschaftenden Landwirt*innen, deren natürliche Grundlage indirekt mitgeschädigt wird. Das wirkt sich auch auf uns als Bank und im Rahmen unserer Finanzierungen aus.

Vgl. OECD, Environmental Outlook to 2050, 2012

IPBES (2019), Global assessment report of the Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services, Brondízio, E. S.,Settele, J., Díaz, S., Ngo, H. T. (Hrsg.). IPBES secretariat, Bonn

Gatti, L.V., Basso, L.S., Miller, J.B. et al. (2021): Amazonia as a carbon source linked to deforestation and climate change. Nature 595, 388–393 (2021).

Vgl. Stein-Bachinger et al. (2019): Ökologische oder konventionelle Landwirtschaft – was ist besser für die Artenvielfalt?

Vgl. (Kurt-Jürgen Hülsbergen (Hrsg.), Umwelt- und Klimawirkungen des ökologischen Landbaus, in: Weihenstephaner Schriften (Band 16), 2022. Online verfügbar unter https://syncandshare.lrz.de/getlink/fiWMYsSjm7uGyBzrBFLGpH/Weihenstephaner%20Schriften_16_Studie.pdf)

Vgl. BBSR, Umweltfußabdruck von Gebäuden in Deutschland, 2020

Vgl. European Commission, EU Biodiversity Strategy for 2030, 2020

Vgl. IPCC, Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability, 2022

Vgl. Fraunhofer ISE, Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland, 2022

10 Vgl. EUPD Research, 89 Prozent des Solarpotenzials noch ungenutzt, 2021